Ralf Dörper

Info: Ralf Dörper

* Geboren: 11. Januar 1960 in Düsseldorf

Nach seinem Ausstieg war Ralf wieder Vollmitglied bei den Krupps, (welche seit 1998 aufgelöst sind),
er arbeitet heute hauptberuflich als Analyst bei einer Bank.
Neben seiner Arbeit bei "The Krupps", gehen noch an 7 anderen Produktionen und zahlreiche Krupps Tätigkeiten auf sein Konto.

Pre Propaganda:
1979    SYPH                 Viel Feind, viel Ehr (Pure Freude)
1980    Deutschdenk    Kalter Lärm, Wiesse Stille (Pure Freude Cassette)
1980    Doublefeature  Assault / Eraserhead (Rondo)
1981    Lemminge        Lorelei / Im Himmel  (Pure Freude)
1981    Krupps              Stahlwerksymphonie     (ZickZack)
1981    Krupps              Wahre Arbeit, Wahrer Lohn    (ZickZack)
1982    Krupps              Volle Kraft voraus
1982    Ralf Dorpers    Eraserhead (Twilight Operation) UK Reissue

After Propaganda:
1988    Rififi                      Dr Acid & Mr House (BCM)
1989    Krupps feat Nitzer Ebb         Machineries of Joy  (BCM/Mute/Geffen)
1990    Ralf Dorpers        Eraserhead (Rough Trade) Re-Release
1992    Technocrats          RuckZuck (Rough Trade)
und 4 Krupps Alben mit diversen Singles


Eraserhead Technocrats 12inch Technocrats CD

 

Interview:
Dieses Interview mit Ralf entstand im November / Dezember 1999 und Mai 2000.
Herzlichen Dank an Ralf für seine Ünterstützung und seine Geduld.

 

1. Wie begann dein musikalischer Weg und wie ist Propaganda entstanden, bzw wie hast Du Andreas Thein
kennengelernt und wann habt Ihr beschlossen zusammen Musik zu machen ?

(1979 ) Das erste was ich musikalisch gemacht habe, war mit SYPH, ich war bei der Band in der zweiten Phase mit dabei, in der ersten Phase entstanden keine Tonträger. Meine allererste Single "Viel Feind viel Ehr" entstand mit SYPH, das Cover zu der Single wollte damals keine Druckerei drucken, da es ein sehr provokantes Cover war, welches mit der RAF zu tun hatte. Die Single erschien dann ohne Cover in einer PVC Hülle. Während der Produktion zur 1.LP, hat sich SYPH in der Ursprungsbesetzung reformiert und dann Ihre erste LP herausgebracht, während der Phase bin ich dann ausgestiegen.

(1980) Nach meiner SYPH Zeit produzierte ich meine erste Solo Single Eraserhead, hier wurde ich sehr stark von dem gleichnahmigen David Lynch Film beeinflusst. Zu dieser Zeit lernte ich auch Jürgen Engler kennen und wir beschlossen Spasseshalber unter dem Namen "Die Lemminge" etwas zu machen, da die lokalen Stadtzeitung "Überblick" einen Weihnachtssampler ( Titel: Denk daran!) veröffentlichen wollte und in der lokalen Szenen einen Aufruf startete.

Dieses spielte sich alles in und um die Szene vom "Ratinger Hof" ab. Ich war in der Szene um den "Ratinger Hof" sehr tief verwurzelt, die Szene war sehr hip und angesagt. In der Szene gab es einen inneren und einen äusseren Kreis von Leuten die dazugehörten und sehr viele Bands, so in Richtung Punk und New Wave. Weihnachten erschien dann der besagte Sampler mit unseren Stück: "Leise rieselt der Schnee". Anschließend wurde "Lorelei" und "Im Himmel" noch als Single veröffentlicht.

Nach diesen Solo Singles fing die Zeit mit den Krupps (mit Jürgen Engler) an, Stahlwerksymphonie (halbexperimentel) war das erste was wir veröffentlichten, danach wurde das ganze etwas tanzbarer und strukturierter, mit dem Szenehit "Wahre Arbeit, wahrer Lohn" hatten wir eine der meistverkauftesten Independent Platten des Jahres abgeliefert und wurden so weit über die Grenzen hinaus sehr bekannt. Worauf sich auch einige Major Labels (WEA) bei uns mit Angeboten meldeten. Während der nächsten Plattenproduktion "Volle Kraft voraus" stieg ich bei den Krupps wegen Differenzen aus, in dieser Zeit traf ich gerade Andreas.

(1982) Die Idee etwas unter dem Namen "Propaganda" zu machen ist bereits zu Krupps Zeiten entstanden, Andreas Thein hat mich bei einem Konzert in Köln angesprochen, ich kannte ihn nicht, da er als Performancekünstler mehr in der Kunstszene etabliert war, mit gefiel aber die Idee mit ihm musikalisch zu experimentieren. Wir trafen uns damals schwerpunktmäßig in Köln, da die Düsseldorfer Szene zu hellhörig war und ich nicht wollte dass diese Tätigkeit bekannt wurde. In dem Atelier Walter Dahn haben wir zu der Zeit mit Sequenzern und Roland 808 gearbeitet. Ab einem gewissen Punkt kam dann der Gedanke mit ihm etwas zu veröffentlichen und den Namen Propaganda dafür zu verwenden. Wir haben dann auf 2-3 Stücke hingearbeitet um diese zu veröffentlichen, diese Stücke waren: Disziplin, Sünde und Mabuse.

 

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2. Warum bist Du auf den Namen Propaganda gekommen, das Wort verbindet eigentlich einen düsteren Zeitraum der Deutschen Geschichte und schreckt normalerweise ab oder wolltet Ihr provozieren ?

Eigentlich lief das eher unter dem Aspekt, daß das Wort "Propaganda" in jeder Sprache das gleiche bedeutet und um ein Produkt international zuvermarkten (Theorien aus der Werbung), sind solche Namen am besten geeignet. Durch meine Independent Zeit habe ich sehr viel in dieser Beziehung gelernt, da man für alles selbst verantwortlich war: Grafik, Layout und alles was so anfiel. Bei den Major Labels gibt es da für jeden Bereich einen Verantwortlichen, nicht so in der Szene, hier bist Du gezwungen alles selbst in die Hand zu nehmen. Der Gedanke war da, dass das Produkt in sich relativ stark als Deutsch identifizierbar sein sollte. Wir haben uns immer als Deutsche Musik verstanden und wollten uns somit ein bischen von den Englischen Sachen distanzieren und unterscheiden.

 

3. Als erste Sängerin kam Susanne zu euch, wie lange kanntet Ihr euch schon und hat Susanne schon vorher in einer Band gesungen ?

Es war von vorne herein klar das wir keine Instrumental Musik machen wollten und wir wollten von Anfang an eine Sängerin für unsere Titel haben. Die Stücke wurden in Köln selbst bereits so weit in Form bebracht, daß diese ein fertiges Demo abgeben würden, wir wollten dann damit ins Studio gehen und den Gesangspart aufnehmen; die Demos wurden dann in Essen aufgenommen . Susanne kannte ich bereits, sie kam ebenfalls aus Düsseldorf und aus der Szene "Ratinger Hof". Ich wollte nichts mit Leuten machen, die zu sehr in der Szene integriert waren, Susanne war sehr am Rand etabliert und daher ideal für diesen Part. Susanne machte bereits Musik (Stilrichtung: New Wave) mit einer Mädchenband (Toppolinos) und hatte bereits Bühnenerfahrung.

 

4. Wie kam euer Entschluss die Propaganda Titel in England zu veröffentlichen ?

Mit unserem Demo wurden wir bei einem Indie Label aus England (Operation Twilight) vorstellig, diese hatten bereits wegen der Eraserhead & Lemminge Singles angefragt, da Sie diese in England veröffentlichen wollten. Wir liessen Ihnen bei der Gelegenheit gleich ein Demotape von Propaganda da, zu diesem Zeitpunkt war es noch einfach in verschiedenen Ländern bei verschiedenen Labeln etwas zu veröffentlichen. Das Demotape wurde mittlerweile in Essen überarbeitet und neu aufgenommen, übrig blieben Disziplin & Sünde.

Zu diesem Zeitpunkt wurde Susanne kontaktiert. Mit diesem Band haben wir in London nicht nur mit Operation Twilight sondern auch noch mit Chris Bohn (NME) getroffen, welcher ebenfalls ein Tape erhielt. Chris Bohn sollte mit Daniel Miller ( Mute Records) den Kontakt herstellen, da wir selbst gerne bei Mute unterschrieben hätten. Chris Bohn hatte sich in diesen Jahren oft positiv über meine Arbeit im NME geäussert und war daher eine gute Anlaufstelle für uns. In dem Zeitraum lernte ich auch den Michael Mertens kennen, er hatte ein Zeitungsinserat aufgegeben und wollte ein Musikinstrument verkaufen. Wir trafen uns in seiner Wohnung und blieben dann in Kontakt. Kurz darauf rief Chris Bohn an un teilte uns mit, nicht bei Operation Twilight zu unterzeichnen, da Paul Morley das Band gehört hatte (1982) und dieser gerade eine Firma mit Trevor Horn gründen wollte (den Namen ZTT gab es zu der Zeit noch nicht).

Paul Morley kam dann nach Düsseldorf, wo er im Studio auch Claudia kennenlernte, Claudia war zu diesem Zeitpunkt noch nicht Mitglied der Band. Paul Morley signalisierte, dass er mit uns den Vertrag machen wollte und es dauerte von hier an leider sehr lange, bis wir zur Unterschrift und den Aufnahmen kamen, da das Studio in England noch nicht fertig war. Die ganze Sache klang fantastisch, aber alles war sehr vage, da monatelang nichts voranging. Nun waren wir in einem Luftloch, nur Andreas und ich wussten dass es mit Trevor Horn so richtig abgehen konnte, die anderen kannten Trevor Horn nicht und wussten daher nicht was uns erwarten könnte. Wir waren nicht ganz glücklich über diesen Zustand, aber wir wollten unbedingt hier unterzeichnen. In der Zeit hatten wir viel herumprobiert, eines Tages kam dann der Plattenvertrag, per Post glabe ich war das, und wir mussten den Vertag so wie war unterschreiben.

Der Vertrag basierte auf Englischem Recht und war sehr klausaliert, einfach gesagt er war Sche... Er war mit lächerlichen Summen ausgestattet; uns wurde klar, dass Trevor Horn als Produzent nicht zu bezahlen war. Es war unsere eigene Dummheit, dass wir unterschrieben, aber wir wollten unbedingt Trevor Horn als Produzenten. Die ganzen Vertrags-Klauseln waren uns nicht klar, was wir wussten war, dass wir über den Tisch gezogen wurden. Wir haben dann unterschrieben und hatten somit die moralische Rückendeckung, aber wir hatten keinen Starttermin für eine Single oder eine LP und es zog sich weiter so dahin. Wegen der großen Pause kamen dann auch noch finanzielle Probleme, wir hatten diese zwar nicht alle, aber zumindest Andreas lebte von diesen Einnahmen, der Rest hatte zum Teil noch seine Jobs oder ging noch zur Schule (Claudia).

Wir waren zwar die erste Band die bei ZTT unterschrieben hatte, das Label wollte sich aber mit Art Of Noise etablieren und im neu gebauten Studio waren wir immer noch in Wartestellung. Vom ersten Kontakt bis zu dem Zeitpunkt wo es richtig los ging, verging ein Jahr. Durch die Wartezeit kam auch kein Bandgefühl auf, Michael war offiziell noch nicht in der Band, da wir den Vertrag nur zu viert unterzeichneten und somit in einer Art Abba Formation gesignt hatten.

 

5. Wieso habt Ihr Claudia als Co-Sängerin engagiert, eine Sängerin genügt doch normalerweise ?

Claudia und Suzanne waren Freundinnen, im Studio bemerkten wir das Susanne eine bessere Sprechstimme hat und wir noch Verstärkung benötigen wurden. Susanne schlug daraufhin Claudia vor , da diese eine gute Singstimme habe, Claudia wurde angetestet und in die Band mit aufgenommen.

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 6. Wieso wurde Disziplin nicht veröffentlicht, hatten ThrobbingGristle etwas dagegen ?

Mir ist nicht bekannt, das diese etwas gegen unsere Cover Version hatten. In der Form wie unser Song war, hätten diese auch wenig gegen eine Veröffentlichung tun können. Mabuse klang auf dem Demo spannender und der Gesangspart war besser. Ausserdem wollte Paul Morley Claudia mehr in den Fordergrund stellen, da auf Disziplin nur Susanne singt war die logische Konsequenz das Mabuse als erstes Veröffentlicht wird. Ich empfinde Disziplin als eine sehr gelungene Cover version, zumindest gefällt mir diese besser als "Sorry for Laughing" von Joseph K. Zu diesem Zeitpunkt war Michael noch als Gastmusiker bei uns geführt und noch nicht als 5. Mitglied , es war bei ihm noch unklar ob dies ein kleiner Ausflug in die Popmusik wird oder nicht, er hatte auch noch einige Operverpflichtungen.

 

7. Gibt es von eurer eigentlichen 1. Single Disziplin eine Studiofassung und gibt es noch andere unveröffentlichte Lieder aus der Zeit ??

Es gibt einige Fassungen von Disziplin, wobei diejenige dir wir bei "The Tube" spielten nicht unbedingt die beste ist. Sünde wurde ebenfalls nicht veröffentlicht.

 

8. Zwischen der Veröffentlichung von Mabuse und Duel lag über 1 Jahr, wieso wurdet Ihr so vernachlässigt ?

Das West and East Studio (East wurde erst gebaut) war noch nicht voll funktionsfähig. Ausserdem war Trevor Horn ab einem gewissen Punkt sehr überlastet, er hatte die Projekte nicht mehr richtig planen können und deshalb hatte er auch für Mabuse schon fast ein Jahr benötigt. Die Veröffentlichung war die dritte Version von Mabuse, wobei wir jedesmal von vorne angefangen haben.
Frankie hatte ausserdem noch absoluten Vorrang, da diese sehr erfolgreich waren. Durch den Megaerfolg von Relax wurde die Entscheidung getroffen das man FGTH vorantreibt und beide Studios wurden nur für FGTH belegt. Trevor hatte in der Zeit sehr viel mit Remixen von FGTH zu tun und war in der Zeit mehr als überlastet. Es hiess, dass er keine Zeit mehr für uns habe und dann gab es für uns eine experementierphase in der Steve Lipson vorproduzieren sollte und Trevor Horn würde dann alles fertigproduzieren. Effektiv war zum Schluss nur Mabuse von Trevor Horn, bei "a secret wish" hatte er nur noch beratende Funktion. Hier hatte Trevor Horn sich überschätzt.
Von der Planung her hatte ZTT nur immer England im Focus and alles andere wurde nicht mehr so strategisch angegangen, obwohl man in Europa und besonders in Deutschland bereits sehr aufmerksam auf uns wurde, wurde dies von der Plattenfirma her nicht ausgenutzt .

 

9. Was habt ihr in dem Jahr gemacht ?

In Düsseldorf einige Titel vorproduziert, Demos fürs Album (mit Michael) und Fotosessions.
Die Problematik die auch hier nochmals aufkam, es kam kein Bandgefühl zustande, Claudia lebte schon in London, Andreas war in Köln und der Rest in Düsseldorf. Das Bandgefühl das während der Mabuse phase aufkam ging wieder verloren. Unsere Kreativität wurde in dem Jahr sehr stark von der Plattenfirma diktiert, hier wurde eigentlich der erster Bruch bemerkbar.

 

10. Wie seit Ihr eigentlich zu Anthony Corbijn (dem Hausfotographen von U2 und Depeche Mode) gekommen, der Mann fotografiert normalerweise nicht jeden, man kann sogar sagen er ist sehr wählerisch (zu der Zeit hat er Depeche Mode noch abgelehnt zu fotografieren) ?

Er war ein Redaktionskollege von Morley, beide hatten für den NME gearbeitet. Mabuse war das erste Video dass er in seiner Karriere gedreht hat.

 

11. Die Promotion Fotos von Anthony Corbijn und Peter Brown sind sehr ästhetisch und vermitteln ein etwas heroisches Bild von euch. War dies auch eure Absicht oder die Auslegungsweise des Namen Propaganda der Fotografen ??

Mit Anton hatten wir 2 Fotosessions, die erste war in einer leeren Wohnung in Düsseldorf, zu der Zeit war unsere Single Mabuse noch nicht veröffentlicht. Die Idee mit den alten Dias aus den 20ern war von uns, Anton hatte diese Idee fotografisch umgesetzt. Wir hatten auf einer Ausstellung all diese Bilder aus den 20ern gesehen und waren begeistert, es war uns klar dass wir damit etwas machen mussten. Das ganze war gezielt auf unser Image ausgelegt: Typisch Deutsch und ein bischen eine Verbindung zu Kraftwerk. Die zweite Fotosession war tagsüber im Düsseldorfer Nordpark, hier gab es einige Springbrunnen und Pferdestatuen. All diese Fotos wurden für "A secret Wish" ebenfalls verwendet

Mit Peter Brown hatten wir eine Session um Promotionaufnahmen für "Duel" anzufertigen, dies sind typisch englische Fotos, diese entstanden durch die freie Entfaltung des Fotografen. Peter kommt aus der Mode/Hochglanzecke, genauso wie John Stoddard, der die Fotosession in Barcelona aufnahm. John hatte viel für die Hochglanzmagazine "Faith" und "Blitz" fotografiert.

 

12. Wo Du gerade "A secret Wish" erwähnt hast, was hat das Kettenhemd eigentlich für eine Bedeutung ?

Das Kettenhemd ist eigentlich eine Fertigungspuppe eines Schneiders, dass wars dann auch schon, es hatte keine besondere Bedeutung.

 

13. Wieso wurde "The devils advocates" nach " A secret wish" umbenannt ?

Das wurde von Paul Morley an die Presse weitergegeben und hatte mit uns nichts zu tun. Für das Album hatten wir mehrere Titel zu Auswahl, "The devils advocates" stand nie zur Debatte. Die Singletitel standen 83 schon fest, auch die Thematische Reihenfolge. Das Konzept für alle Veröffentlichngen stand von unserer Seite her schon 83 fest, es gab viele Meetings mit ZTT, bei denen wir unsere Gedanken vorbrachten und die dann von ZTT für andere Produktionen verwendet wurden. Bei dem Video zu "Two Tribes" (Duelthematik) wurde unser Konzept (die Duelthematik) verwendet, wir hatten diese konzeptionelle Umsetzung bereits in Düsseldorf an Paul Morley weitergegeben. Morley hatte unsere Idee für Frankie verwendet und seine eigenen Gedanken dann auf uns projeziert, im Duel Video bemerkt man dann auch seine Handschrift, Claudia wurde doch sehr in den Vordergrund gestellt und unser Konzept einer ABBA-Formation über den Haufen geworfen.

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14. Ich habe gelesen, dass die Musik und die meisten Texte von " A secret wish" von Dir sind, was genau hast Du alles am Album gemacht ?

Bei den Texten alle, ausser natürlich Edgar Allen Poe und der Coverversion von Joseph K. Die Musik wurde weitgehend von den Demos übernommen, wir hatten die Stücke schon in der Form dass diese zu 75% fertig waren. Problem hier war unser "Low tech" Equipment dass wir in Deutschland zur Verfügung hatten, im Studio hatten wir dann ein "State of the ART" Equipment, welches wir nicht bedienen konnten. Dies führte dazu, dass wir damit nicht arbeiten konnten und die Titel   alle neu umgesetzt werden mussten. Zu der Zeit gab es noch kein Midi, die Daten mussten leider auf den neuen Geräten komplett neu eingespielt werden. Wir arbeiteten am Anfang mit Roland (Mabuse), später hatten wir auch PPG.

 

15. Auf dem Album "A secret wish" sind sehr viele Gastmusiker, was haben die alle gemacht ?

Das ist sehr schwierig zu sagen, da im Studio alles immer wieder aufs neue abgemischt wurde und man eigentlich nicht mehr genau sagen kann, was von wem gespielt wurde. Stuart Copeland hatte eigentlich die Percussions bei Dream within a dream gespielt. David Sylvain hatte bei einer Version von p:Machinery mitgespielt, diese war allerdings total anders, als die final version. Hier gibt es auch eine lustige Anekdote: Paul Morley hat sehr gestunken, dass auf dem US-Release von "A secret Wish" ein Aufkleber war: feat Steve Howe. Die Amerikaner wollten unser Album mehr in Richtung Progressiver Rock vermarkten, was doch sehr daneben war.

 

16. Was bedeutet das p: bei p:Machinery ?

Propaganda

 

17. Laut einem Artikel begann Dein Ausstieg mit Differenzen bei dem release von p:Machinery. Um was ging es genau ??

Oh nein, ich bin erst während der Produktion von 1234 ausgestiegen. Dazu aber später.

 

18. Meine Info war eigentlich, dass Deine Diskrepanzen mit dem ZTT Showcase Auftritt begannen. Du hast ja live nie mitgespielt.

Der Hintergrund war der, dass wir nur ab einem gewissen Level auftreten könnten, ich hatte keinen Bock drauf, da es eine reine ZTT Veranstaltung war, wo wir als ZTT Kasperle funktioniert hätten. Das Theaterkonzept war mit uns nicht abgesprochen, es war in der Duelphase wo es schon gewisse Spannungen in der Beziehung zwischen ZTT und uns gab. ZTT hatte sehr viel hinter unserem Rücken gemacht, Wishful Thinking (85) gehörte dazu, wir hatten die Situation dass Claudia ganz extrem von Paul gepuscht wurde und alles schon auf die Solokarriere hindeutete. Bei den Fernsehaftritten zu der Zeit bemerkte man schon gespaltetene Lager bei uns, ein erstes Anzeichen war auch das Duett von Claudia mit Glenn Gregory von Heaven 17.

Wir waren auf PromoTour in Italien und Spanien als wir von dem Remixalbum erfahren hatten, Claudia wusste dies bereits, hatte es aber vor uns geheim gehalten. Hier wurde klar, dass wenn es so weitergeht, wir vor einem Split standen. Paul Morley hatte sich mit "Wishful Thinking" zuviel herausgenommen, man hätte aus diesem Album durchaus mehr machen könnne, das Ergebniss hat uns in keinsterweise gefallen. Claudia hatte keine Bandinteressen vertreten, sondern mehr ihre eigenen, unser Verhältniss wurde dadurch nicht besser. Bei unseren Hotelaufenthalten gingen wir immer zu dritt aus , während Claudia meistens im Hotel blieb. In dieser Phase wurde das p:machinery Video gedreht, dies war eigentlich nur noch Vertragserfüllung.

19. Was hast Du während des  ZTT Showcase in London gemacht, die Meldung dass Du an Wishful Thinking mit remixarbeiten beschäftigt bist war wohl eine Ente ?

Habe ich nie gehört, ist aber eine Ente. Ich habe mir einige Live Vorstellungen angesehen, auch auf der Tour, da ich bei den Promotionveranstaltungen die neben der Tour stattfanden immer dabei war.

 

20. Das p:Machinery Video wurde ja von Zgbiniew Rigbinsky gedreht, was hat der eigentlich sonst noch so alles gemacht ?

Er hatte einen Oscar für den besten Kurzfilm bekommen, eigentlich kommt er aus der Kurzfilmecke. Hier hatte er eine Kurzfilm gemacht, der mit Computertechnik gemacht wurde, was für diese Zeit noch sehr hochtechnisch war, das Art of NoiseVideo "Beatbox" ist ebenfalls von ihm. In dieser Phase wurden wir mal wieder von ZTT über Personen und Tätigkeiten informiert, was meistens nicht der Fall war.

 

21. Wieso gab es eigentlich von Dr.Mabuse zwei Videos ?

Das erste Video von Anton Corbijn galt als unkommerziell, hier hatte sich ZTT mit Paul Morley gestritten, man wollte aus kommerziellen Gründen ein normales Video. Also wurde nochmal eins gedreht, welches wir an den Rand des absurden gebracht haben, durch schlechtes Playback und unsere offensichtliche Unlust wurde dieses Video unbrauchbar gemacht.

 

22. Wer war den der Regisseur vom 2.Mabuse Video:

Kann ich nicht sagen, da das Video eigentlich nur gedreht wurde, uns wurde in Düsseldorf eine Kulisse aufgebaut, so wie zu Fernsehproduktionen, und dann lief die Kamera, ohne Schnitt, das wars dann auch.

 

23. Im 2.Video Dr. Mabuse ist ein 6.Mann mit von der Partie, wer ist er (Schwarze Haare spielt Drums) ?

Für den Fall das wir live auftreten würden hatten wir einen Schlagzeuger namens "Weet" engagiert, den vollen Namen weis ich leider nicht mehr. Er kam aus dem Kölner Umfeld und wir hatten auch mit ihm an Live Auftritten gearbeitet und ein bischen experimentiert.

 

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24. Also gab es doch einmal den Gedanken, eure Musik live zu präsentieren.

Mein eigentlicher Gedanke war, Propaganda geht nicht den normalen Weg wie man eine Platte promoted, also nicht live. Unsere Musik war sehr Computerabhängig und ich war ein Verfechter dieser normalen Touren, entweder gar nicht live spielen so wie Heaven 17, oder kontrolliert in einem Rahmen der angenehm ist, wie Kraftwerk. Synthiesachen nachspielen war für mich ein grausamer Gedanke, ich hatte einen Hass auf Sologitarren. Es war unser Gedanke, dass wir so etwas nicht wollten, aber ZTT war da anderer Meinung, ebenso wie dann später auch der Rest der Band. Die Heaven 17 Schiene , einfach nicht live spielen, war eigentlich auch Paul Morleys Meinung, er wurde aber mit der Zeit zu einem "Hinkenden Egomanen".

Bei dem ZTT Showcase event waren die Simple Minds Mitglieder dabei, dies war nicht schlecht, da die Leute Banderfahrung hatten und sich integrieren konnten. Wir hatten Halbplayback wegen der teuren Studiomusiker, es ist unerträglich wenn ein Gitarrist eine Synthylinie nachspielt. Propaganda, eigentlich ein "Pop Show Effekt" , migrierte zur mickrigen Liveband, kontrollierte Performance wie z.B. Rammstein welches eigentlich unser Stil gewesen wäre, war nicht möglich, meiner Meinung nach wäre Vollplayback und eine gute Show besser gewesen als diese halbherzige Performance.

Ab dem Moment, wo unsere Titel erfolgreich waren, wurden alle alten Prinizipien wieder hervorgeholt und unsere Vorstellungen über den Haufen geworfen: Platte - Live Tour - Platte - Live Tour - etc. Damals war dieses Klangbild so produziert, dass dieses Klangbild nie live oder halblive auf der Bühne darstellbar war. Ein elektronisches Konzept war nicht mit einer normalen Bandbesetzung umsetzbar.

 

25. Kannst Du mir etwas von dem Prozess gegen ZTT sagen, (Gründe, Urteil) ?

Nachdem uns klar wurde, dass wir laufend nur den kürzeren zogen, wollten wir zuerst unseren Vertrag neu verhandeln wenn das nicht klappen würde wollten wir woanders hingehen (nach dem release von p:machinery), in dieser Phase flog auch mal Paul Morley raus, hier fand auch Claudia den Gedanken gut, sich von ZTT zu trennen. Zu dem Zeitpunkt war die vierte Single geplant (Murder of love). Unser Anwalt hatte uns aber signalisiert, dass wir dies nicht tun sollten, irgendwann musste man den Schlussstrich ziehen. Hier teilten wir ZTT mit, dass wir nicht mehr wollten und uns eine andere Plattenfirma suchen würden. Claudia blieb allerdings bei ZTT und war gleich mit ACT wieder am Start, es stellte sich immer mehr heraus, dass wir mehr als Sprungbrett für Ihre Solokarriere gedient haben.

Wir wurden zu einem im Musikbusiness einigermassen erfahrenen Anwalt vermittelt (vertrat John Lydon gegen Malcolm McLaren). Unser Anwalt meinte, dass der Vertrag sittenwidrig wäre, wir wären nie in der Lage Geld zu verdienen und wurden gezwungen, neben einem Produktionsvertrag auch einen Publishingvertrag zu unterschreiben. Wir mussten allerdings beweisen, dass der Vertrag nicht gültig ist und nicht unser Gegner ZTT, was die Lage auf keinen Fall verbesserte. ZTT hatte mittlerweile eine Einstweilige Verfügung erwirkt: Wir wären bei ZTT unter Vertrag und durften nicht mit anderen Firmen verhandeln, unsere Konten wurden eingefroren.

In England sieht das Rechtssystem anders aus als bei uns, ein Anwalt macht die Beweisführung und ein anderer vertritt dich vor Gericht, das hat zur Folge wenn Du vor Gericht gewinnst, zahlt die Gegenseite nur den Gerichtsanwalt nicht den Beweisanwalt. Unser Beweisanwalt hatte ein Jahr lang für uns Beweise gesammelt und wurde daher sehr teuer, egal wie das Urteil ausging. Die Beweisaufnahme war sehr schwierig, da viele Studiomitarbeiter nicht gegen Trevor aussagen wollten und wir alle Beweismittel erst einklagen mussten. Nach 15 Monaten, hätten wir einen Gerichtstermin bekommen können, 14 Tage hätten wir zur Verfügung gehabt, ein Tag kostete 10000DM oder 10000 Pfund, das weis ich nicht mehr genau. Es war nicht klar ob wir überhaupt eine Chance hatten, zumal wir auch Asländer in England waren und nicht wussten wie wir mit der Situation umzugehen hatten. Wir hatten noch nie irgenwelche Rechnungen von ZTT bekommen, diese mussten wir erst langwierig einklagen. Die Rechnungen waren der Hammer: TaxiRechnung 10000 Pfund, alle Mitarbeiter konnten anscheinend nach Produktion mit Taxi nach Hause fahren.

Das Studio hatte wir als nackten Raum gemietet, alle Instrumente mussten extra bezahlt werde, zu einem Preis von dem man die sich einige male neu hätte kaufen können. Ein Drummachine kostet 7000 Pfund Miete, der Neupreis betrug ein Drittel. Die Bewirtungskosten in unserer kleinen Kantine waren im fünfstelligen Bereich, keine Ahnung wen wir alles durchgefuttert hatten, aber anscheinend alle Studios. Insgesammt kamen wir auf über eine Million DM Kosten.
Kurz bevor der Prozess begann, hatte ZTT schrittweise unseren Anwalt kontaktiert um eine Vergleich zu erwirken, innerhalb der letzten 48 Stunden, vor Beginn des Prozesses, ging das alles Schlag auf Schlag, es kam zu konkreten Verhandlungen mit ZTT. Wenige Stunden vor Beginn des Prozesses, einigte man sich darauf den Vertrag aufzulösen.

Wir waren als Personen wieder frei, auch der Name Propaganda war frei, allerdings war alles was bisher bei ZTT veröffentlicht wurde, immer noch Eigentum von ZTT, ausserdem mussten wir für die Produktionskosten noch aufkommen. Wir waren zwar frei, hatten aber kein Geld, aufgrund der Produktionskosten waren wir aber hoch verschuldet. Meinen ersten ZTT Scheck habe ich 96 oder 97 erhalten, dies war der erste Lizenzscheck, d.h. wir waren da erst aus den Roten Zahlen heraus und hatten ca. eine Million Platten verkauft.

Holly Johnson hatte den selben Prozess geführt, er bekam das für den Prozess notwendige Geld von einer Plattenfirma, er zog das ganze durch und bekam Recht vor Gericht. Unser Name hatte zwar noch einen gewissen Marktwert, allerdings waren die Plattenfirmen nicht begeistert von uns, da wir ja bei der Produktion so viel Geld verschwendet hatten. In der Zeit hatten wir keine Sängerin, aber Brian und Derek signalisierten, dass sie gerne mit uns weitermachen wollten. Susanne war noch dabei und wir wollten auch ein neue Platte produzieren, bei Derek in Schottland hatten wir schon einige Demos dafür gemacht. Unser Anwalt signalisierte, er wollte sein Geld erst nach der nächsten Produktion, was uns sehr entgegen kam, da wir hier auch noch 100000 DM Anwaltshonorar zu zahlen hatten.

 

Irgendwann mußten wir dann ein zweites Line up herstellen, unter Zeitdruck haben wir dann nach einer Sängerin gesucht. Es galt unserem Ruf gerecht zu werden und dem neuen Projekt den gewissen Touch aufzudrücken. Wir übertrugen diese Aufgabe Susanne, da es sehr wichtig für uns war, daß Susanne mit der neuen Sängerein klarkommt, über einen Bekannten wurde Sie auf Betsi aufmerksam. Susanne war diejenige die das grüne Liccht geben musste und so wurde Betsi unsere Sängerin. Wir nahmen anschließend Demos in London auf, diese wurden in Düsseldorf weiterproduziert. Wir gingen dann auf Major Label suche, dies war nicht einfach, da wir ja noch Schulden hatten uns der nächste Vertrag ein richtig großer Deal sein sollte. In dieser Zeit waren wir zu sechst. Susanne war diejenige die während der Produktion zuerst Austieg, obwohl dies zeitlich mit meinem Ausstieg sehr nah zusammen kommt. Wir hatten erst 3 oder 4 Stücke als wir den Plattenvertrag bekamen, dazu gehört unter anderem "Vicous Circle", welches noch aus der "A Secret Wish" Zeit stammt.

Für mich war die Luft schon vorher raus, wir fingen dann an die alten Fehler zu wiederholen, z.B. die Wahl des Produzenten. Die Produktion ging ziemlich lahm voran, zu der Zeit lebte ich in England und bekam schon die Acid Bewegung mit. Die Produktion driftete ziemlich ab, auch hier wieder das bekannte Problem, Sängerin ist mit Produzenzten zusammen, es war wie ein Deja Vu, ein schlechter Film. Die Platte wurde in Bath aufgenommen, erst tat sich nichts, dann ging alles in eine komische Richtung, musikalischer Natur. Es fehlte die Energie, nach Susannes weggang war es nur noch ein Club aus Leuten die irgendetwas machten. Es war nicht mehr das was man unter Propaganda erwartete, alles wurde stillos, als ich eines Tages mit dem Auto unterwegs war, beschloss ich auszusteigen, es war einfach nicht mehr das was ich mir erwartet hatte.

In England fing zu der Zeit die frühe Acid Phase an, auf diese bin ich über einen Piratensender namens LWR gestossen, ich war auch sehr viel mit Andreas unterwegs, der gerade die erste Rififi Platte herausgebracht hatte. Von der Musik in dieser Zeit war ich sehr begeistert, die frühen Detroit Sachen kamen in der Phase gerade in den Clubs auf. Das war ein Impuls für mich, da wir wieder auf die alten Geräte zurückkonnten, Bassline und Roland TR 808, minimale Geräusche bei minimalen Produktionsaufwand und 2 3 Tage im Studio. Alles kam mir bekannt und vertraut vor, ich wollte hier auf jeden Fall etwas machen. Der Funke sprang auch auf Andreas über und wir brachten "Dr Acid and Mr House" unter Rififi heraus, die Plattenfima von Andreas in Deutschland war interessiert und wir hatten gleich einen Hit Top20 in Deutschland. Das ganze hatte sehr viel Spass gemacht, da man schnelle Resultate hatte und nicht jahrelang herumproduzierte. Danach habe ich an etwas anderem gearbeitet, von der Idee her eine Soloplatte mit dem Gedanken an eine elektronische Platte, dies wollte ich mit bekannten Elektronikleuten machen, hierzu habe ich mich in der Elektronikszene umgetan. Auch die RuckZuck war schon ein Gedanke in der Zeit und die Remixe wollte ich mit Leuten aus dem Birmingham Sheffield Umfeld machen.

Es stellte sich heraus das alles sehr Zeitaufwendig war, Kontakte zu Daniel Miller und Nitzer Ebb liefen problemlos. Das ganze sollte eine Coverversion mit Netzer Ebb von "Wahre Arbeit Wahrer Lohn" werden, ich wollte auch Jürgen Engler darauf noch ansprechen, da es ja ein alter Krupps Titel war. Ich wollte den Namen Krupps nicht ohne Jürgen verwenden, alle Parteien wollten mitziehen; Nitzer Ebb, BMC; Mute; Geffen. Die Veröffentlichung ging ziemlich zügig, "Die Krupps feat. Nitzer EBB – Wahre Arbeit Wahrer Lohn" und es gab auch eine Englische Version: "Machineries of Joy". Alles nach dem Motto: Vertreter des EBM treffen Ihre Urahnen. Der Titel hatte überraschend gut eingeschlagen und ab diesem Zeitpunkt gings dann mit den Krupps weiter, welche eigentlich seit 1984 aufgelöst waren. Hier machte das Musikmachen auch wieder Spass, auch der Punkt wurde wieder erreicht, das ganze live zu spielen, mit Elektronik gemischt.

 

26. Wenn man Propaganda und die Einstiege / Ausstiege der Mitglieder betrachtet, wie ist dann die Zeitliche Reihenfolge ?

Phase 1 (Gründung und Demo) Ralf Dörper / Andreas Thein / Susanne Freitag

Phase 2 (ZTT demos) + Claudia Brücken

Phase 3 (Dr Mabuse) + Michael Mertens

Phase 4 (Duel 7 ASW / p:machinery) - Andreas Thein

Phase 5 (Litigation) - Claudia Brücken

Phase 6 (New Deals) + Derek Forbes + Brian McGee

Phase 7 (Virgin Deal) + Betsi Miller

Phase 8 (1234) - Ralf Dörper -Susanne Freitag

 

 

Passage 2: After "A secret wish"

 

War es für Dich etwas besonderes, dass "Machineries Of Joy" in England auf Mute erschienen ist?
War es schwierig bei Daniel Miller einen Vertrag zu bekommen ?

 Es war in gewisser Weise war das ganze beabsichtigt und eine gewisse Ehre, da es "das" Label für elektronische Musik war. Es war einfach, da Nitzer Ebb bei Mute unter Vertrag waren. "Past Forward" (Sampler Krupps) war ebenfalls bei Mute mit Daniel Miller selbst verhandelt worden. Die Kontakte waren bereits im Vorfeld dieser Produktion vorhanden, über Mike Collins (Manager von Wire und auch mal von Propaganda [nach ZTT]) wurde das ganze einfacher, da er mit Mute bereits verhandelt und abgeschlossen hatte.

Wie kam es eigentlich in England zu den in zwei verschiedenen "Dr. Mabuse" Sleeves? 
Hattet Ihr generell ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Sleeves ??

Möglichkeiten der Mitsprache gab es genug, unsere Ideen wurden zwar verarbeitet aber auch bei anderen Produktionen eingesetzt. Das Zeppelin-Sleeve war von uns, die Hand mit dem M ebenfalls, dieses IDEE entstand in Anlehnung an den Film Mabuse von Fritz Lang.
Nach dem Erfolg von Art Of Noise und FGTH wurde nicht mehr zuviel miteinander gesprochen, bei p:Machinery gingen dann die Grafischen Spielereien der ZTT Leute los. Dieses Cover gefiel mir überhaupt nicht mehr, es ist nicht aussagekräftig und hatte nichts mehr mit unseren Ideen zu tun.

 
Am Ende der 'Polish' Maxi-Version von p:Machinery, nachdem das Teil eigentlich vorbei ist, kommt noch mal ein total anderer (ebenfalls genialer) Beat rein - ist das vielleicht eine solche verworfene Version?! (Ähnliches passiert am Ende der B-Seite der Dr. Mabuse Maxi.)

Im Prinzip gab es immer verschiedene Versionen, die sehr unterschiedlich und separat waren, auch mit verschiedenen Spuren und verschiedenen Beats. Bei p:Machinery gab es auch eine Version von David Sylvain die komplett anders wurde. Bei diesen Produktionen gab es viel Zeit und Spielraum, da wir ja zu der Zeit nichts veröffentlicht hatten und somit genügend Freiraum zum Experimentieren hatten.


Mir ist aufgefallen, dass p:Machinery am meisten auf Samplern zu finden ist, obwohl eigentlich Duel und Mabuse doch erfolgreicher waren ?

P:machinery war ein Riesenhit in Spanien, Frankreich, Canada und noch einiger Länder, aufgrund dessen wurde P:machinery auch ziemlich oft compiliert, außerdem war die Nummer ziemlich poppig, besonders stolz waren wir auf den Erfolg in Frankreich.
Frankreich hatte damals schon die Limitierung des einsatzes Ausländischer Interpreten in Radio und Fernsehen. Wenn Du als Ausländer auf die Playlists kommst, verkauft du anschliessend ziemlich viel. P:machinery wurde ca 500000 mal verkauft und war insgesamt ca. 1Jahr in den Charts. Mit Duel war P:machinery gleichzeitig in den Französischen Top10.

 

Wieso kam "Femme Fatale" nicht auf das Album?

Femme Fatale war exclusiv nur für die Single gedacht, wir wollten für alle Singles etwas exclusives machen. "Sorry for laughing" war meiner Meinung auch nicht gut fürs Album, ein Album sollte nicht mit Coverversionen bestückt sein. "Sorry for laughing" ist im Original von der Band Joseph K; die Ihre Platten auf dem Label" Independent Postcard" veröffentlichten. Die Band um Ihren Hauptakteur Paul Haig konnte man als Gitarrenband bezeichnen, ausserdem waren Sie ein Liebling der Musikkritiker.

 

Hattet Ihr euch noch an anderen CoverVersionen versucht ?

So richtig mit aufnehmen nicht, wir hatten mal eine Phase wo wir nach andere Sachen probiert hatten, Idee von Paul Morley – ein Titel von den Carpenters, was aber wieder verworfen wurde. Mit den anderen Sachen konnten wir guten Gewissens leben, aber eine Ironische Musikspielerei wie mit einem Carpenters Titel kam für uns nicht in Frage.

 

Die Technocrats CD besitze ich erst seit kurzem (Sehr schwer zu bekommen) und diese läuft zur Zeit sehr oft in meinem Player. Ich finde die Umsetzung des Kraftwerk Songs sehr gelungen. Wie kam es zu der Produktion und was bewegte dich dazu einen Kraftwerksong zu covern , ist es nicht schwierig sich an den "Göttern der Elektronischen Musik" zu versuchen ?

Sehe ich im Prinzip ähnlich, aber frühe Werke von Kraftwerk haben eine gewissen Spielraum. Der Gedanke an diesen Track kam durch das Projekt Elektronische Musik zu covern. Das war zur Zeit als gerade das Album von Kraftwerk "The Mix" veröffentlicht wurde. Es ist schade, dass Kraftwerk Ihre frühen Werke verleugnen und diese Titel nicht auf das Album gemixt haben, was die hier gemacht haben war so ein kleiner kunsthandwerklicher Versuch ihre Hits mit ein paar neuen Klängen zu verbinden. Hier reizte mich natürlich etwas eigenes zu machen, es gab von meiner Coverversion "Ruckzuck" noch mehr Mixe die ich heute eigentlich noch besser finde, als die damals veröffentlichten."Ruckzuck" wurde mit Original Samples und elektronisch gemixt. Es gibt an vielen Kraftwerk Nummern nichts besser zu machen, deshalb sollte man da normalerweise nichts machen, die von Rammstein zum Beispiel finde ich total daneben. Eine Superversion von Transeurope Express hat z.B. Anthony Rother gemacht, sehr nahe am Original aber mit sehr guten neuen Beats.

 

Würdest Du 4 Sekunden von Ruckzuck für 400000DM verkaufen oder hättest Du Gewissensbisse?

Generell keine Gewissensbisse, wenn man sich den Kraftwerkdeal genauer ansieht, erkennt man, dass es nur ein Teil vom Ganzen ist und somit 400000DM vom Prinzip her also fast schon wieder zu wenig sind für das Gesamte. ZTT hat z.B. Musik von uns nach Japan verkauft für einen Autowerbespot, leider haben wir davon nie etwas gesehen, die existenz des Clips wurde uns von Japanischen Fans zugetragen.. In den 80ern wurde Duel öfters bei Wimbledonsendungen gespielt

 
Von wem stammen eigentlich die ganzen Remixe, ich weis von Brain das er einen remixed hat, welchen denn ?

Prduziert wurde in Deutschland, ich fertigte einen Titel auf ein Masterband, welches dann weitergegeben wurde. Für die Remixe hatte ich mir folgende interessante Leute ausgesucht, von denen ich mir vorstellen konnte, dass diese das richtig umsetzen:
Sheffield mixe: Richard Kirk von Cabaret Voltaire
Nottingham mixe: Rythmatic
Düsseldorf mixe: Ich mit Jochen Schmit und Brain

 
Was genau hast Du zu "ST Melody – Qtopia" beigesteuert ?

Ein kleinwenig mitgeschrieben und einen Mix (der Name ist mir gerade entfallen ) dazu gemacht, entstanden ist das ganze auf dem Label "Solid Pleasure" welches Dieter Meier (Yello) gehörte.

 

 

Die Krupps gibt es nicht mehr, war die Zeit eigentlich erfolgreich ??

Extrem erfolgreich, zwar keine goldenen Schallpatten, aber als Deutsche Band zu der Zeit eine breite Publikumsbasis und auch live in großen Hallen gespielt, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir hatten selbst durchgeführte Touren in Skandinavien, Osteuropa und USA, normalerweise muss man sich für diese Länder bei großen bekannten Gruppen einkaufen, wir allerdings hatten das selbst gestemmt, was schon eine beachtliche Leistung darstellt.
In Deutschland waren mit jeder LP in den TOP20, was auch nicht einfach ist wenn man das Geschäft kennt; z.B: Viva und ihre Playlists, jede grosse Plattenfirma hat Anteile an Viva und kann somit auch die Präsenz im TV einkaufen, was bei unserem Independent Label (Rough Trade) nicht der Fall war.
Wir hatten irgendwann den Punkt erreicht wo die Spirale nicht mehr nach oben ging, auf die 1000er Halle folgte die 3000er Halle, das klappt nur wenn Du auf jedem Album einen Hit hast und dann eben weitere (aktuelles Beispiel die Skandinavische Rockband HIM, die füllt zur Zeit auch mühelos alle Hallen). Irgendwann hatten wir dann keine Lust mehr, die Musik war irgendwie ausgelutscht und so kam es dass wir uns aufgelöst hatten.

 

Es gab da von den Toten Hosen ein Stück, das ziemlich gegen Jürgen Engler ging. Was hat's denn damit auf sich?
Ich glaube, die waren irgendwann einmal Vorgruppe bei den Krupps ??

Nein Vorgruppe waren die nie, ich glaube das war das Lied "Jürgen gibt `ne Party". Die Toten Hosen kommen auch aus dem Ratinger Hof Umfeld, Jürgen hatte mal eine Punk Band und das Lied ist eigentlich mehr eine Verarschung gegn Jürgen und dessen Erfolg mit der band. Die Toten Hosen galten in der Szene als Loser und da Jürgen schon ein bischen weiter war kam dieses Lied zustande, war vielleicht zu der zeit auch ein bischen Frust/Neid dabei.

 

Kann man von Musik noch leben oder ist es besser ein zweites Standbein zu haben ?? Warst Du die ganze Zeit in der Bank beschäftigt, Analytiker wird man ja nicht von heute auf morgen ???

Im Prinzip war es schon immer so, dass ich mehr oder minder immer fest angestellt war, ausser in der Zeit in der ich studiert habe. In der Kochphase von den Krupps hab ich so gearbeitet, dass weder die Krupps eine "Rund um die Uhr Sache" waren , noch Propaganda, wobei die eine hätte werden können. Viele Musiker machen nebenbei noch etwas, die Tendenz geht zu mehreren Jobs.

 

Machst Du noch einmal Musik oder ist dieses Thema gegessen ?

Nicht gegessen, aber im Moment habe ich extrem wenig Zeit ein Projekt vernünftig anzugehen, die Sachen müssen Spaß machen und sehr professionell ausgearbeitet sein, ansonsten erfüllen Sie mein eigenen Ansprüche nicht. Es gibt kein zur Zeit musikalisches Thema, was unbedingt gemacht werden müsste. Themen sollen auffallen und eine optimale Auswirkung damit zu machen.
Ich habe auch kein Interesse mehr an Bands (keine Touren), es ist ziemlich witzlos jahrelang das gleiche Programm durchzuziehen, ausserdem bin ich auch schon in einem Alter in dem das ziemlich anstrengt und wenn man diese Touren mal eine Zeit lang gemacht hat, ist irgendwann der Punkt erreicht wo man einfach nicht mehr mag.

 

Was hörst Du heute für Musik ?

Es gibt wenig was ich zur Zeit höre, was mich richtig anmacht, der Kick ist irgendwie weg. In den 90ern gab es keine Musik mehr die nachhaltige Wirkung hatte. Anthony Rother finde ich zur Zeit sehr gut, ausserdem Techno aus Detroit der mich schon immer begeistert und inspiriert hat, dieser hat eine gewisse Affinität zu Kraftwerk, was ich extrem gut finde. Ich höre wenig aktuellen Pop.

 

Wie findest Du dann von Duel den Y2K-Mix ?

Na ja, ist ein Mix.

 

Kennst Du das Propaganda Video "No Return", wie gefällt Dir der Sound ?

Nein, noch nicht.

 

1995 sind neue Remixe (T-empo) von p:Machinery auf dem Seven-Label veröffentlicht worden, wer hat eigentlich die Rechte an den ganzen Propaganda-Titeln und wie kommt so etwas zustande, daß Remixe von einem dieser Titel gemacht werden? (wie findest Du die Remixe ?)

Diese Mixe fand ich auch extrem schlecht (scheis..). Hier hätten auch interessante Leute wie z.B. "808 State" bessere Sachen machen können. Es ist schon fast Beleidigend oder Respektlos, wenn man weis was wir damals alles für Anstrengungen unternaommen haben, solche "No Names" an so einen Mix zu lassen. Mir ist unklar wie ZTT solche Nobodys an so einen Remix heranlassen konnte, wo man doch z.B. 808 State selbst unter Vertrag hatte. Ideal wäre hier ein Vertragsbasis wie Sie Kraftwerk hat, totale Kontrolle über die eigene Lieder und Mixe nur mit Genehmigung. Kraftwerk bestimmt alles, das Produkt selbst und die komplette Verpackung, nichts geht ohne Genehmigung.

 

Wie haben Dir die Nicolosi Remixe von p:Machinery `97gefallen ??

Ganz nett, im nachhinein finde ich auch wenige von unseren offiziellen Mixen gut. Was ich von einem guten Dancemix verstehe ist nicht dass was Horn und Lipson (Rockproduzenten)gemacht haben, es hätte besser Leute gegeben.

 

Wie findest Du generell die verschiendenen Remixe und Maxi-Versionen eurer Stücke.

Man hätte vieles besser machen können, aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Leute die nur remixen eigentlich die besten Mixe zustandebringen, Remixe von Leuten, die nebenbei selbst mit Musik beschäftigt sind, fehlt es meist an Klasse, es gibt wenig Ausnahmen.

 

Wishful Thinking ?

Könnte eigentlich jeder machen, "fade out" und "fade in" auf verschiedenen Spuren und ein Mischpult. Kurze Zeit kann man etwas daraus machen, es ist aber nichts zwingendes. Es wurde nur das verwendet, was da war, nichts neues und nichts aufregendes. Es sind nur spielereien, was in den 80ern recht beliebt war, ein richtig guter Mix funktioniert anders. Die Mixe sind richtig hingeschmissen worden, spontan, ohne sich große Gedanken darüber zu machen.

 

Hast Du noch Kontakte zu Michael, Claudia, Susanne und Andreas?

Michael und Andreas treffe ich öfters mal, mit Suzanne hatte ich ein paar mal telefoniert und mit Claudia habe ich keinen Kontakt mehr.

 

Haben Sie Dich gefragt ob Du beim dritten line up noch einmal mitmachen möchtest ?

War nie so richtig ein Thema, Propaganda ist für mich nur in dem damaligen musikalischen Kontext eine Bedeutung.

 

Vielen DANK

 

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© 2000, Karl Hirschberger

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